Ist die Freie Linke wirklich rechts?

von Jan Müller

Reak­tion auf die Kri­tik von zwei Anarchisten.

In diesem Artikel wird der Pod­cast der Rei­he Übertage 12 besprochen. Die bei­den Mach­er stellen sich nicht vor, son­dern beze­ich­nen sich selb­st als Anar­chis­ten. Dem wird im Artikel gefol­gt. Ob es sich bei den im Artikel erwäh­n­ten namen­losen Per­so­n­en tat­säch­lich um „Anar­chis­ten“ oder um reine Pro­pa­gan­dis­ten zur Spal­tung der Linken han­delt, kann nicht belegt wer­den. Es sollen keine Aus­sagen über die Weltan­schau­ung des Anar­chis­mus getrof­fen wer­den. In der Freien Linken sind Anar­chis­ten her­zlich willkom­men. Die hier geäußerten Ansicht­en geben nur die Mei­n­ung des Autors und nicht die Posi­tion der Freien Linken wieder.

Am Son­ntag, den 11. April 2021 erschien auf der Kom­merz­plat­tform Spo­ti­fy ein 45 Minuten lager Pod­cast von zwei unge­nan­nten Anar­chis­ten, in dem sie sich mit der Freien Linken auseinan­der­set­zen[1]. Ihre Kern­these lautet, dass die Freie Linke in Wirk­lichkeit nicht links, son­dern rechts sei. Was ist von ihren Argu­menten zu halten?

Kein Gründungskongress

Die bei­den unge­nan­nten Anar­chis­ten gehen von falschen Voraus­set­zun­gen aus, weshalb ihre Schlussfol­gerun­gen eben­falls fehler­haft sind. Sie behaupten, am 27. März 2021 an einem „Grün­dungskongress“ der Freien Linken teilgenom­men zu haben.

Ein solch­er Grün­dungskongress fand an diesem Tag aber nicht statt, son­dern die 1. Kon­ferenz der Anti-Lock­down-Linken. Am wirk­lichen Grün­dungskongress hät­ten die bei­den Anar­chis­ten aber nicht teil­nehmen kön­nen, denn die Freie Linke ver­ste­ht es inzwis­chen dur­chaus, sich gegen feindliche Infil­tra­tion zu schützen.

Ziel der 1. Kon­ferenz der Anti-Lock­down-Linken war es vielmehr, die ver­streuten lock­downkri­tis­chen linken Grup­pen in Deutsch­land, Öster­re­ich und der Schweiz zusam­men zu brin­gen und zu ein­er Ver­ständi­gung über die wichtig­sten strit­ti­gen Fra­gen zu kom­men. Das waren ein­mal die ökonomis­chen Hin­ter­gründe des Lock­downs und die Frage, warum die Linke in dieser schw­er­sten Gesellschaft­skrise seit 1945 nahezu voll­ständig ver­sagt hat. Demge­genüber sind die ver­heeren­den sozialen Fol­gen des Lock­downs unstrit­tig und braucht­en in diesem Rah­men nicht mehr großar­tig the­ma­tisiert wer­den. Hinzu kam, dass ein Vor­trag zum The­ma Frauen und Lock­down kurz vor Kon­ferenzbe­ginn abge­sagt wurde, so dass kein Ersatz mehr organ­isiert wer­den konnte.

Auf jeden Fall fand am 27. März keine Pro­gram­mdiskus­sion der Freien Linken statt, so dass alle Behaup­tun­gen, die Freie Linke würde die soziale Frage ver­nach­läs­si­gen, halt­los sind. Tat­säch­lich wird die soziale Frage im Aufruf der Freien Linken[2] an promi­nen­ter Stelle ange­sprochen. Dieser Aufruf ist bis jet­zt das einzige pro­gram­ma­tis­che Doku­ment der FL.

Aus dem Kon­feren­z­for­mat ergibt sich, dass auf der Kon­ferenz sowohl Aktive der Freien Linken wie auch von anderen Grup­pen gesprochen haben. So wurde zum Beispiel ein Gruß­wort des ital­ienis­chen Philosophen Gior­gio Agam­ben ver­lesen. Ralf Lud­wig von Quer­denken, Hannes Hof­bauer und Klaus-Jür­gen Brud­er sind keine Mit­glieder der Freien Linken. Aber sie ver­ste­hen sich entwed­er als links wie Ralf Lud­wig oder sie gehören anderen lock­downkri­tis­chen linken Grup­pen an.

Die Kri­tik der bei­den Anar­chis­ten an der Freien Linken fol­gt in jedem Punkt dem offiziellen Nar­ra­tiv: Die Freie Linke sei in Wirk­lichkeit rechts und ver­bre­ite Ver­schwörungserzäh­lun­gen. Dabei gehen sie selek­tiv vor und pick­en sich nur die Äußerun­gen her­aus, die in ihr Schema passen. Diese wer­den voll­ständig aus ihrem Kon­text gerissen.

Vorwurf 1: Die Freie Linke sei rechts

Diese Behaup­tung machen die bei­den Anar­chis­ten an der Aus­sage von Ralf Lud­wig fest, der Unter­schied von links und rechts habe an Bedeu­tung ver­loren. Diese Posi­tion ist zwar in der Gesellschaft ver­bre­it­et, wird aber von der Freien Linken weit über­wiegend nicht geteilt.

Sie ist jedoch dur­chaus ver­ständlich. Als links gilt in der bre­it­en Bevölkerung inzwis­chen ein bes­timmtes Milieu der wohlhaben­den oberen Mit­telschicht, der Bobos (frz. bour­geois bohémien) und Hip­ster. Sie haben die neolib­erale Leis­tungside­olo­gie verin­ner­licht. Die soziale Frage hat für sie kein­er­lei Bedeu­tung mehr. Stattdessen beschäfti­gen sie sich mit 52 Geschlechtern und fordern „Gren­zen auf für alle“. Die ein­heimis­che Arbeit­erk­lasse und die Armen wer­den abgrundtief ver­achtet, arro­gant von oben herab belehrt und sie sollen ihrer Mei­n­ung nach am besten gle­ich ganz von der Erde ver­schwinden. Im Bere­ich der Wirtschaft­spoli­tik sind die Unter­schiede zwis­chen dem linken und dem recht­en Neolib­er­al­is­mus mar­gin­al. Alle Parteien von der AfD bis zur Linken fol­gen der neolib­eralen Agen­da von Mark­töff­nung, Dereg­ulierung und Pri­vatisierung. Allein die Linkspartei hat die Pri­vatisierung von Woh­nun­gen, des Bucheinkaufs der Staats­bib­lio­thek Berlins, der S‑Bahn Berlins, der Schul­ge­bäude Berlins und der Auto­bah­nen zu ver­ant­worten. Es ist ver­ständlich, dass viele Men­schen keine Unter­schiede zwis­chen dieser Linken und den Recht­en der CDU/CSU erken­nen können.

Vorwurf 2: Die Freie Linke verbreite Verschwörungserzählungen

Diese Behaup­tung machen sie am Vor­trag „Ökomis­che Hin­ter­gründe der Coro­n­akrise“ fest. Sie sagen, dass „dieser Typ“, übri­gens auch der Autor dieser Zeilen, unver­mit­telt von der Erk­lärung der marx­is­tis­chen The­o­rie des ten­den­ziellen Falls der Prof­i­trate zu Behaup­tun­gen ein­er geplanten Bevölkerungsre­duk­tion überge­gan­gen sei. Inzwis­chen ist die Folien­präsen­ta­tion online ver­füg­bar[3] und jed­er kann sich davon überzeu­gen, dass das nicht stimmt.

In Wirk­lichkeit folge auf die zugegeben­er­maßen nicht ein­fach ver­ständliche The­o­rie des ten­den­ziellen Falls der Prof­i­trate (4 Folien), die Erläuterung der lan­gen Wellen im Kap­i­tal­is­mus (6 Folien), dann die Fest­stel­lung, dass die gegen­wär­tig ver­hängten Zwangs­maß­nah­men und der Great Reset entwed­er dazu führen kön­nen, dass es bei ver­schärfter Aus­beu­tung erneut zu ein­er lan­gen Welle mit expan­siv­er Ten­denz kommt oder aber, dass der Kap­i­tal­is­mus als Pro­duk­tion­sweise tat­säch­lich am Ende ist. Im let­zteren Fall wür­den die heuti­gen Oli­garchen ver­suchen, ihre Herrschaft in eine andere Gesellschafts­for­ma­tion hinüberzuret­ten (3 Folien).

Da die Mark­t­ge­set­ze dann nicht mehr gel­ten, bleibt für sie als Herrschaftsmit­tel nur der unmit­tel­bare Zwang. In diesem Fall kön­nen auch extremere Vorstel­lun­gen der Eliten durchge­set­zt wer­den, zu denen die Bevölkerungsre­duk­tion gehört. Entsprechende Forderun­gen wur­den von unzäh­li­gen Eliten­vertretern geäußert.[4]

Es wurde aber auch gesagt, dass dies eine Dystopie ist und genaue Angaben über eine solche zukün­ftige Gesellschaft im Augen­blick nicht möglich sind. Wir befind­en uns hier in einem Bere­ich, der bish­er nur von Roma­nen und Fil­men abgedeckt wurde, wie zum Beispiel „Die Trib­ute von Panem“ oder „Flucht ins 23. Jahrhundert“.

Men­schen, die immer noch ein naives Urver­trauen in Medi­en und Poli­tik­er haben, mögen so etwas für abwegig hal­ten. Aber diejeni­gen, die die gegen­wär­tige Entwick­lung mit wachen Sin­nen wahrnehmen, hal­ten jet­zt nichts mehr für unmöglich. Wer hätte 2019 geah­nt, dass wir nur ein Jahr später in einem voll aus­geprägten Aus­nah­mezu­s­tand leben würden?

Am Schluss der Präsen­ta­tion wurde darauf hingewiesen, dass auch promi­nente Marx­is­ten wie Lenin dystopis­che Speku­la­tio­nen darüber angestellt haben, was passiert, wenn sich der Impe­ri­al­is­mus, die damals höch­ste Form des Kap­i­tal­is­mus, voll durch­set­zt. Wenn also Gegenkräfte nicht wirk­sam wer­den (Lenin: Der Impe­ri­al­is­mus, 1916, Kapi­tel VIII: Par­a­sitismus und Fäul­nis des Imperialismus).

Die bei­den Anar­chis­ten hal­ten den Great Reset für eine Ver­schwörungs­the­o­rie. Dies ungeachtet der Tat­sache, dass er von Klaus Schwab in seinem gle­ich­nami­gen Buch von 2020 (nicht 2016!) offen verkün­det wird. Zen­trale Aus­sage: „Viele von uns fra­gen sich, wann wir wieder zur Nor­mal­ität zurück­kehren. Die kurze Antwort ist: nie. Nichts wird je wieder zu dem kaput­ten Gefühl von Nor­mal­ität zurück­kehren, das vor der Krise geherrscht hat, weil die Coro­n­avirus-Pan­demie einen fun­da­men­tal­en Wen­depunkt in unser­er glob­alen Entwick­lung markiert. Manche Ana­lysten nen­nen es eine Weg­ga­belung, andere eine Krise bib­lis­chen Aus­maßes, aber im Kern läuft es darauf hin­aus, dass es die Welt, wie wir sie in den ersten Monat­en von 2020 kan­nten, nicht mehr gibt. Sie hat sich im Kon­text der Pan­demie aufgelöst.“[5]

Schwab kündigt in seinem Buch an, dass die Men­schen harte Überwachungs­maß­nah­men hinzunehmen haben. Eine mehr soziale Form des Kap­i­tal­is­mus predigt Schwab schon seit Jahrzehn­ten. Passiert ist das Gegen­teil. Deshalb sind Parolen des WEF wie „Wir wer­den nichts besitzen, aber glück­lich sein“ sehr ernst zu nehmen als Ankündi­gung eines neuen mas­siv­en Ver­ar­mungss­chubes, der jet­zt auch die bish­erige (selb­ständi­ge) Mit­telschicht mit voller Wucht trifft.

Wer behauptet, das seien alles abwegige Ver­schwörungs­the­o­rien, sollte bedenken: „Das WEF ist nicht ein­fach nur ein Club super­re­ich­er Leute, die Reden hal­ten, son­dern es sucht aktiv nach Möglichkeit­en, seine Agen­da umzuset­zen. Und es ist dazu in ein­er realen Macht­po­si­tion, durch Ver­net­zung bis in die höch­sten Regierungsebe­nen. Ursu­la von der Leyen hat zum Beispiel im Novem­ber 2020 die Great Reset Ini­tia­tive des WEFs öffentlich im Namen der EU-Kom­mis­sion begrüßt. Dies ermöglicht es ihm das Schaf­fen von Fak­ten, wie die Ein­führung dig­i­taler Immu­nitäts- und Impf­pässe.“ (FL Mit­glied Hagel­slag in einem inter­nen Chat)

Reich­tum und Macht haben sich in den let­zten Jahrzehn­ten und beson­ders seit 2008 so stark konzen­tri­ert wie nie zuvor in der 230jährigen Geschichte des Kap­i­tal­is­mus. Allein Black­rock, die größte Kap­i­tal­sam­mel­stelle der Welt, kon­trol­liert 6 Bil­lio­nen (!) Dol­lar. Jeff Bezos ist mit 170 Mil­liar­den Dol­lar der reich­ste Mann der Welt. Sein Ver­mö­gen hat sich im Krisen­jahr 2020 ver­dop­pelt. Wenn das so weit­er geht, wird es in eini­gen Jahren Bil­lionäre geben. Die Anzahl der Super­re­ichen der ersten Liga ist inzwis­chen auf einige 100 geschrumpft. Das sind Dimen­sio­nen, wo per­sön­liche Absprachen dur­chaus möglich sind. Dies passiert in den zahlre­ichen Eliten­zirkeln, von denen das World Eco­nom­ic Forum nur das mächtig­ste, aber bei weit­em nicht das einzige ist. Natür­lich gibt es in Detail­fra­gen ver­mut­lich Mei­n­ung­sun­ter­schiede zwis­chen einzel­nen Oli­garchen. Aber darüber ist sehr wenig bekan­nt. Diese Mei­n­ung­sun­ter­schiede haben jedoch nichts mehr mit inner­impe­ri­al­is­tis­ch­er Konkur­renz zu tun. Die zahlre­ichen miteinan­der ver­bun­de­nen Kap­i­tal­sam­mel­stellen fungieren de fac­to als ein riesiges glob­ales Monopol.

Egal, ob es noch mal eine neue lange Welle mit expan­sivem Grund­ton gibt oder ob der Kap­i­tal­is­mus in einen neuen Feu­dal­is­mus über­führt wird; mit der Indus­trie 4.0 wer­den 99% der Welt­bevölkerung über­flüs­sig sein. Sie wer­den als Aus­beu­tung­sob­jek­te schlicht nicht mehr gebraucht. Diese unbeschäftigte Bevölkerung wird immer eine Gefahr für die Oli­garchen darstellen. Ander­er­seits verur­sacht es große materielle Aufwen­dun­gen, eine Bevölkerung von mehr als 7 Mil­liar­den Men­schen am Leben zu erhal­ten. Aufwen­dun­gen, die aus Sicht der Oli­garchen ver­mut­lich bess­er an ander­er Stelle investiert werden.

Eine weit­ere „Ver­schwörungs­the­o­rie“ soll die Aus­sage sein, dass in Chi­na der Sozial­is­mus und damit ein Arbeit­er­paradies existieren wür­den. Chi­na war kein offizielles Kon­feren­zthe­ma. Es ist aber wohl unver­mei­dlich, dass auch bei ein­er solchen Ver­anstal­tung die Ver­hält­nisse dort the­ma­tisiert wur­den. Ich kann mich nicht erin­nern, dass jemand Chi­na als sozial­is­tisch charak­ter­isierte. Tat­säch­lich waren die Mei­n­un­gen kon­tro­vers und teil­weise sehr neg­a­tiv. Es gab sehr wohl die Posi­tion, dass es in Chi­na einen hohen und steigen­den Lebens­stan­dard, keine Lock­downs und sta­biles wirtschaftlich­es Wach­s­tum gibt. Ver­mut­lich war es diese zutr­e­f­fende Beschrei­bung, die die bei­den Anar­chis­ten zum höh­nis­chen Schmäh­be­griff „Arbeit­er­paradies“ ver­an­lasst hat.

Im Grunde genom­men spüren die Leute, dass dieses Land zer­stört wird und damit ihre eigene Exis­tenz unter die Räder gerät. Deshalb die harte Ablehnung von „Ver­schwörungs­the­o­rien“. Impliz­it sagen sie damit, dass es die Regieren­den doch gut mit uns meinen. Solche Aus­sagen dienen vor allem der Dissonanzreduktion.

Mediengläubigkeit

Mit dieser Dis­so­nanzre­duk­tion ein­her geht ein Urver­trauen in die Main­streamme­di­en. Medi­enkri­tik wird als rechts abgelehnt. Für die heutige junge Gen­er­a­tion hat die Wahrheit offen­bar keine Bedeu­tung mehr. Für sie gel­ten nur noch Nar­ra­tive. Dies zeigt sich schla­gar­tig daran, dass sie der Freien Linken vor­war­fen, zu leug­nen, dass auf der Demon­stra­tion in Kas­sel am 20. März 2021 Rechte waren und dass in Reden faschis­tis­ches Gedankengut vertreten wurde. Aber hier stellt sich die Frage: Woher wis­sen sie das? Waren sie selb­st vor Ort? Haben sie die Reden von Rain­er Füllmich, Viviane Fis­ch­er, Beate Bah­n­er, Her­mann Plop­pa und Anselm Lenz wenig­stens auf Video angesehen?

Offen­sichtlich nicht. Den­noch „wis­sen“ sie ganz genau, dass Rechte auf der Schwa­nen­wiese waren und dass dort faschis­tis­che Reden gehal­ten wur­den. Wir waren vor Ort und haben zumin­d­est auf der Schwa­nen­wiese keine Reichs­flaggen oder Reich­skriegs­flaggen gese­hen, dafür aber viele Regen­bo­gen­flaggen, die entwed­er Zuge­hörigkeit zur Friedens­be­we­gung oder zur Schwul-Les­bis­chen Szene anzeigen. Genau so wurde es im Demobericht auch geschrieben. Wer die genan­nten Red­ner ken­nt, dem braucht man nicht erk­lären, wie absurd der Vor­wurf der bei­den Anar­chis­ten ist, hier hät­ten Faschis­ten gesprochen.

Selb­stver­ständlich waren wir nicht über­all und kön­nen nicht auss­chließen, dass sich ander­swo Rechte aufge­hal­ten haben. Bei Großver­anstal­tun­gen von 30.000 bis 100.000 Men­schen wird es immer einen gewis­sen Anteil von Ver­peil­ten und Queru­lanten geben.

Die Recht­en, denen wir begeg­net sind, vielle­icht ein Trupp von 6 Mann, taucht­en auf dem Weg in die Innen­stadt plöt­zlich wie aus dem Nichts auf, grif­f­en zwei Mit­glieder der Freien Linken an und waren genau­so plöt­zlich wieder ver­schwun­den. Sie tru­gen keine Fah­nen und waren nur durch ihren Haarschnitt und ihre Klei­dung (Bomber­jack­en) als solche zu erken­nen. Auf der Schwa­nen­wiese waren sie nach unser­er Beobach­tung jeden­falls nicht.

Fazit

In ihrer unerträglichen Arro­ganz meinen die bei­den Anar­chis­ten, der Freien Linken Noten erteilen zu müssen, ob sie tat­säch­lich links sei oder nicht. Ergeb­nis: Ungenü­gend. Linken­test nicht bestanden. Die Freie Linke sei tat­säch­lich eher rechts.

Die Anar­chis­ten behaupten zwar, eine soziale Linke zu sein, tat­säch­lich aber unter­schei­den sie sich in ihrem Argu­men­ta­tion­s­muster nicht von der neolib­eralen Iden­tität­slinken. Sie sind objek­tiv Teil ein­er Dif­famierungskam­pagne der herrschen­den Klasse gegen die maß­nah­menkri­tis­che Bewe­gung und agieren in ihrem Interesse.


[1] https://open.spotify.com/episode/0g9j10Eutpj3LYbsjIGSrH

[2] https://freie-linke.de/mitteilungen-der-freien-linken/aufruf-der-freien-linken

[3] https://freie-linke.de/wp-content/uploads/2021/04/Oekonomische-Hintergruende-der-Corona-Krise.pptx

[4] Dirk C. Fleck: Das Warten auf den Kol­laps – unsere einzige Hoff­nung?, Neue Debat­te, 10.09.2019, im Inter­net: https://neue-debatte.com/2019/09/10/das-warten-auf-den-kollaps-unsere-einzige-hoffnung/, abgerufen am 11.04.2021.

[5] Zitiert nach: Nor­bert Häring: Rück­kehr zur Nor­mal­ität darf es nicht geben, weil das Weltwirtschafts­fo­rum den Großen Neustart will, Geld und Mehr, 11.10.2020, im Inter­net: https://norberthaering.de/die-regenten-der-welt/boris-johnson-great-reset abgerufen am 11.04.2021

12 Kommentare

  1. ak

    Es ist inter­es­sant wer sich im WEF als young glob­al leader ver­net­zt. Da taucht auch das Foto von Anna Lena Bär­bock auf.
    Allerd­ings halte ich es für ver­früht, Schwabs Vorstel­lun­gen für rei­bungs­los durch­set­zbar zu halten.

  2. uph0

    > … wie zum Beispiel „Die Trib­ute von Panem” oder „Flucht ins 23. Jahrhundert”.
    Ich weiß nicht, vielle­icht sind die bei­den Klas­sik­er „1984” und „Schöne neue Welt” inzwis­chen schon zu abgewet­zt bzw. nicht zugänglich genug für die junge bre­ite Masse, dass statt dessen zwei rel­a­tiv anspruch­slose und wenig überzeu­gende Romane/Filme erwäh­nt wer­den. Zumin­d­est als Kom­men­tar woll­ten sie an dieser Stelle allerd­ings genan­nt sein. Und zwar sind sie für sich allein gestellt (inzwis­chen) auch eher nicht überzeu­gend, aber eine Mis­chung dieser bei­den Dystopi­en nimmt (inzwis­chen) erschreck­end lebendi­ge Kon­turen an.
    tl;dr: https://www.youtube.com/watch?v=hlmKrQGPcK0

  3. Knut

    Ist Anar­chist hier eine Selb­st­beschrei­bung? Die Argu­men­ta­tion der zwei passt, soweit hier Bezug genom­men wurde, mit Anar­chis­mus, gle­ich welch­er Aus­prä­gung, NULL zusam­men. Mich würde mal die Posi­tion eines Anar­chis­ten mit Namen und Exper­tise dazu inter­essieren. Z. B. Von Dr. Peter Seyferth. Schon alleine dieser exten­sive Gebrauch innhalt­sleer­er Fram­ing-Worthülsen weist in eine ganz andere Richtung.

    • Anonymous

      Ja, siehe den ver­link­ten Podcast.

  4. franziska

    in ein­er inter­nen nach­bere­itung der kri­tik der bei­den pod­cast­er wurde von ver­schiede­nen teil­nehmern eines region­al-chats, an dem sie sich einige zeit „under­cov­er” (dh. ohne ihre recherche absicht aufzudeck­en) beteiligt hat­ten, mit einiger akri­bie rekon­stru­iert, dass so gut wie alles an behaup­tun­gen über das in diesem chat vorge­fall­en den tat­sachen nicht entsprach. ein teil­nehmer, der sich als rechts ent­pup­pte, wurde im bei­sein der pod­cast­er heftig kri­tisiert und kurz darauf aus dem chat ent­fer­nt. bloss hat­ten die bei­den da bere­its die debat­te unter protest verlassen.
    von der kon­ferenz, die zugegeben äusserst straff (man kön­nte auch sagen: etwas über­laden) organ­isiert ablief, haben die pod­cast­er einen reich­lich neb­ulösen ein­druck mitgenom­men. die aufmerk­samkeitss­panne reichte zb nicht, um den zweit­en vor­trag des tages noch zu erin­nern, der von den ver­anstal­tern aus­drück­lich als gegen­stimme zur darstel­lung des artike­lau­tors oben in den ablauf aufgenom­men wor­den war. davon war dann nur noch „irgend­was intellek­tuelles” und „pos­i­tiv über chi­na, wahrschein­lich k‑grup­pen-rem­i­niszenz” hängengeblieben.
    den berichter­stat­tern ist angesichts ihrer auf­fas­sungs- und gedächt­nisleis­tung anzu­rat­en, kün­ftig die gegen­stände ihrer kri­tik sorgfältig zu doku­men­tieren, damit ihre nach­bere­itun­gen etwas sachgerechter ausfallen.
    auf solchen dürfti­gen grund­la­gen ist eine inhaltliche auseinan­der­set­zung lei­der nicht zu führen.

    • Anonymous

      Danke Franziska für die weit­eren Erläuterungen.

  5. Haberlandt

    Super.dass es euch.die freien linkengibt

  6. Marc

    @Franziska

    „ein teil­nehmer, der sich als rechts ent­pup­pte, wurde im bei­sein der pod­cast­er heftig kri­tisiert und kurz darauf aus dem chat ent­fer­nt. bloss hat­ten die bei­den da bere­its die debat­te unter protest ver­lassen.” – Hm, mein­er Erin­nerung nach hast Du die nation­al-lib­erale Per­son, die einen Com­pact-Artikel ver­linkt hat­te, zuerst wegen der in diesem enthal­te­nen Einor­nung der Bre­mer Lan­desregierung als sozial­is­tisch kri­tisiert, woraufhin der Anar­chist Uhu wütend eine klarere Hal­tung und let­ztlich die Ent­fer­nung des Patri­oten aus dem Chat ein­forder­erte. Als das nicht unmit­tel­bar geschah, ver­ließ Uhu den Chat. Eine weit­ere Debat­te fand zu diesem Zeitunkt nicht mehr statt. Die Ent­fer­nung des Patri­oten muss dem­nach zu einem viel späteren Zeit­punkt stattge­fun­den haben. In seinem Pod­cast lässt Uhu allerd­ings – absichtlich oder nicht – eine Unklarheit beste­hen rück­sichtlich Dein­er Inter­ven­tion, die ja zuerst erfol­gte. – Die Beteili­gung eines weit­eren „Pod­cast­ers” ist mir nicht aufgefallen.

  7. Marc

    @ Franziska

    Ach, falls Du nicht die Admin­is­tra­torin L. sein soll­test, bitte ich um Verzei­hung für die Verwechslung.

  8. Matas Wauschkies

    Schön, dass es Euch gibt. Die wenig­sten Kri­tik­er der Coro­na-Maß­nah­men sind Rechte. Wir dür­fen uns das kri­tis­che Poten­tial nicht von diesen Honks aus der Hand nehmen lassen!

  9. Glühwürmchen

    Ich ver­ste­he auch nicht, warum die Hin­ter­gründe immer als Ver­schwörungs­the­o­rien abge­tan wer­den. Zugegeben, beim ersten Hören klingt das wie Sci-Fi. Aber die Fak­ten liegen doch offen da. Es wird offen zugegeben. Und es gibt unzäh­lige Büch­er zum The­ma. Bei Jean Ziegler steht’s. Bei Sahra Wagenknecht steht’s. Bei vie­len, vie­len anderen steht’s. Gefühlt über­all steht’s. Wer sich damit beschäftigt, merkt bald, dass diese Leute wed­er dumm noch Phan­tas­ten sind, son­dern ten­den­ziell ser­iös und glaub­haft. Und alle kom­men am Ende zum sel­ben Schluss.

    Den Regierungskri­tik­ern wird gern ein „Hass auf die Wis­senschaft” vorge­wor­fen, aber es ist eigentlich die kri­tis­che Seite, die ihre Behaup­tun­gen immer und immer wieder mit konkreten Dat­en und Fak­ten belegt.

    • Nadine

      Das offen­bart u.a. ein schon lange beste­hen­des Prob­lem, näm­lich ein Nichtver­ste­hen bzw. radikales Umdeuten des Begriffs Wis­senschaft. Und zwar ger­ade durch Akademik­erIn­nen. Der naive Bürger/die naive Bürg­erin OHNE Hochschul­studi­um denkt wohl in aller Regel ganz richtig: „Wis­senschaft ist, was Wis­sen schafft”. (Und schlussfol­gert dann ‑hier liegt die Naiv­ität – :Wenn jemand Wis­senschaftler ist, dann ist er jemand, der sich in her­vor­ra­gen­der Weise Wis­sen ver­schafft hat und uns dies nun ggf. mitteilt.)
      Akademik­erIn­nen ver­ste­hen unter „Wis­senschaft” i.d.R. schlicht das, was „man” an den Unis und Insti­tuten halt so sagt und zitiert. Wer sich diesen Zitierzirkeln anschliesst, ist ein guter Wissenschaftler/eine gute Wis­senschaft­lerin. Wer eine abwe­ichende Mei­n­ung ver­tritt, egal wie real­itäts­be­zo­gen begrün­det, ist ein Schar­la­tan, d.h. gehört nicht zum Zirkel. Wis­senschaftlichkeit wird also nicht gemessen an Nachvol­lziehbarkeit, Logik, empirischen Befun­den, method­is­ch­er Sauberkeit; son­dern an einem möglichst hohen Grad von Selb­stre­f­er­en­tial­ität im akademis­chen Betrieb.
      Beispiel, Zitat Dozent zu Stu­dentin: „Hm, ja, was Sie da sagen, das mag schon stim­men… Ja, so kann man diese Quelle lesen, das ist gut nachvol­lziehbar. Aber Ihre Mei­n­ung ste­ht lei­der in keinem der Kom­mentare, also schreiben Sie das lieber nicht.”
      Es offen­bart sich hier u.a. eine tiefge­hende Bil­dungskrise, die bere­its beim Bil­dungs­BE­GRIFF einsetzt.

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