von Hans-Jürgen Bandelt

Es ist doch nur ein Test … – es wird schon nicht wehtun (https://www.youtube.com/watch?v=W61Zfb6pD1k). Ein Test, nur ein­mal am Tag, damit wir mit­ten in der grün regierten Uni­ver­sitätsstadt, die Neckar­gasse hin­auf, den Holz­markt und die Kirch­gasse hin­durch wieder shop­pen gehen kön­nen, ganz spon­tan mit Maske und Abstand (https://tkp.at/2021/03/20/gruener-hygienismus/). Es ist doch kein grün­er Stern auf der Stirn und kein Namenss­child mit grü­nen Punkt am Revers (https://condorcet.ch/2020/05/schuluebung-ampel-selektion-weckt-unheimliche-erinnerungen/), son­dern nur ein Arm­band mit QR-Code, das uns die Pforten und Türen öff­nen soll. Es ist doch keine elek­tro­n­is­che Fußfes­sel, da wir fast schon die alte Frei­heit durch die Maske atmen. Es ist ja auch völ­lig frei­willig, kein­er wird gezwun­gen, einkaufen zu gehen.

Wer will, kann mit seinem Zer­ti­fikat sog­ar in Kul­turein­rich­tun­gen hineinge­hen. Da gab es bere­its vorher Minipro­jek­te, wie bei den Berlin­er Phil­har­monikern. Die freien Kun­stschaf­fend­en, derzeit vom Berufsver­bot betrof­fen, hungern nach Möglichkeit­en, wieder auftreten zu kön­nen. Dafür kön­nten sie sog­ar ver­sucht sein, staatliche Reg­u­lar­ien per Imp­fung und Tes­tung in Kauf zu nehmen, die den kri­tis­chen Teil der Bevölkerung kon­se­quent aus­gren­zen. Kun­st nur für die Willigen.

Das Testen in die neue Frei­heit, das asep­tis­che, gegän­gelte und kon­trol­lierte Sur­ro­gat für die wilde Frei­heit, ist kosten­los für das Indi­vidu­um. Das Mod­ell­pro­jekt „Öff­nen mit Sicher­heit“ scheint anzukom­men in der Uni­ver­sitätsstadt. […] Der Han­delsver­band Baden-Würt­tem­berg sieht den Ver­such pos­i­tiv (https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/Corona-Mit-dem-Tuebinger-Tagesticket-zum-Schuheshoppen-418084.html). „Seit Beginn am Mon­tag haben wir täglich rund 4000 Schnell­tests gemacht“, sagt eine Notärztin: In den ersten Tagen seien drei pos­i­tiv Getestete „her­aus­ge­zo­gen“ wor­den. Inzwis­chen hat sich gezeigt, daß im Durch­schnitt ein­er von 1000 Schnell­tests pos­i­tiv ist.

„Her­aus­ge­zo­gen“ ist das richtige Unwort. Jene schnell pos­i­tiv getesteten Unglück­seli­gen müssen nochmals antreten: Ist doch nur ein PCR-Test, Stäbchen rein und wieder raus, und bis das Ergeb­nis am näch­sten Tag da ist, müssen sie sich samt Fam­i­lie halt selb­st einsper­ren. Nur jed­er zweite wird mit dem PCR-Test als pos­i­tiv bestätigt. Zur weit­eren Sicherungsver­wahrung des Virus sind noch Abstand und Masken da. Die Begeis­terung ist so groß, daß dieser Mod­el­lver­such vor Ort noch um zwei Wochen ver­längert wird, aber auf den Land­kreis beschränkt bleibt, damit die Inzi­denz nicht noch weit­er über die 100 schießt. Son­st merkt der let­zte Bürg­er am Ende noch, daß höhere Inzi­denz vom Testen kommt.

Und viele andere Städte ziehen nach, ob groß, ob klein, wollen im April dabei­sein, gerne für drei Wochen. Ein kleines, aber doch ganzes Bun­des­land, das CDU-SPD-regierte Saar­land, geht in den Mod­ellmodus, was allerd­ings den Lock­dow­n­i­an­ern mißfällt: „Die saar­ländis­che Lan­desregierung will ab dem 6. April mehr pri­vates und öffentlich­es Leben erlauben. Der Ärzte­ver­band Mar­burg­er Bund kri­tisierte die Entschei­dung und sagte, Ver­suche in Mod­ell­re­gio­nen kön­nten keine Alter­na­tive zum Lock­down sein“ (https://www.swr.de/swr2/wissen/corona-pandemie-marburger-bund-kritisiert-den-modellversuch-im-saarland-100.html). Diese panis­chen Kri­tik­er, Ärzte­ver­bändler wie auch Lehrergew­erkschafter und andere Staat­sakademik­er, sehen nicht die höheren Ziele. Und zu ihrem Troste: Der harte Lock­down kommt trotz­dem immer wieder und härter: Er ist so saison­al wie das Virus, das er ange­blich eindäm­men soll.

Und ja, das saar­ländis­che Pro­jekt war bis­lang erfol­gre­ich: Die Inzi­den­zen steigen und steigen (https://www.t‑online.de/nachrichten/deutschland/id_89840528/modellprojekt-gescheitert-rki-prangert-saarland-an-infektionszahlen-steigen.html). Denn das tun sie eben, gern über 100, wenn man viel mehr testet. Quot erat demon­stran­dum. Das Volk lernt: Das Zuck­erl Lockerung gibt’s nur mit Schnell­tes­tung. Es sei denn, es han­delt sich um Geimpfte („nach Erhalt der finalen Imp­fung“) – die kön­nen bere­its ab 17. April alles ohne Schnell­test tun in Berlin, der Stadt der vorau­seilen­den Apartheid (https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2021/pressemitteilung.1074566.php).

Als Wis­senschaftler getarnte No-CoViD­i­an­er wollen sog­ar, daß sich „in mehreren bun­desweit­en Test-Wochen“ alle Men­schen sich im Abstand von zwei bis drei Tagen schnell­testen lassen (https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2021–04/corona-massnahmen-dritte-welle-nocovid-lockdown-schnelltests-impfung-mutanten/komplettansicht). Achtzig­tausend Gesunde müßten dabei in jed­er vollen Runde jedes­mal einen Schreck kriegen: „Die massen­hafte Tes­tung Gesun­der ist jeden­falls sinn­los und schädlich, da sie nur Angst ver­bre­it­et und Mis­strauen sät. Im übri­gen stellt sie eine Kon­trolle dar, die tief in die Frei­heit­srechte ein­greift“ (https://www.achgut.com/artikel/testen_bis_der_arzt_kommt).

Doch hört man dro­hend fast in allen deutschen Parteien (außer denen, die ver­teufelt wer­den) die Forderung nach mehr und noch mehr Schnell­tests, von Sahra Wagenknecht (Die Linke) bis Chris­t­ian Lind­ner (FDP) und den Freien Wäh­lern. Das Volk ist itzo zufrieden: Ein Teil wartet noch ergeben auf den erlösenden Pieks. Tests und Pieks gehen Hand in Hand.

Die Vor­sitzende des Deutschen Ethikrats ist genau­so wie der Gesund­heitsmin­is­ter gegen die Impfpflicht, aber offen­bar nicht gegen den Impf- und Testzwang. Wer geimpft ist, soll seine geklaut­en Grun­drechte wieder­bekom­men, aber „gerecht“ soll es dabei zuge­hen: Wer „gene­sen“ ist oder einen tage­sak­tuellen neg­a­tiv­en Test vor­weisen kann, soll gle­ichgestellt wer­den mit einem Geimpften. Das sei gerecht und ethisch fundiert (https://www.phoenix.de/sendungen/ereignisse/corona-nachgehakt/wie-kann-man-zwischen-freiheit-und-gesundheit-abwaegen-a-2047900.html?ref=1502880). Wer sich jedoch allem ver­weigert, muß sich in Apartheid mit der basalen Lebens­führung beschei­den. Und wer dann pumperl­gsund die Quar­an­täne stand­haft ver­weigert, wird ins QZ trans­portiert und interniert.

Anreize sind so für die Imp­fung vorge­se­hen, denn die „Pan­demie“ darf erst erst zuen­dege­hen, wenn alle in der EU oder gar weltweit geimpft sind. Die kanadis­che Jour­nal­istin und Autorin Nao­mi Wolf beze­ich­net die Pläne für einen Grü­nen Impf­paß als absolute End­sta­tion für die men­schliche Frei­heit (https://tkp.at/2021/03/29/naomi-wolf-impfpass-ist-das-ende-menschlicher-freiheit/). Die EU hat diese End­sta­tion am 14. April erre­icht: Schon Ende Juni soll der Grüne Paß ein­set­zbar sein. Wahrschein­lich wird dieser Paß, für die viele Nicht-EU-Staat­en kein Äquiv­a­lent anbi­eten, hil­f­sweise durch Schnell­tes­tung bei Gren­züber­tritt erset­zbar sein.

Mit näch­sten Nov­ellen des Bevölkerungs- bzw. des Epi­demiege­set­zes in Deutsch­land bzw. Öster­re­ich ist zu erwarten, daß immer weit­erge­hende Ermäch­ti­gun­gen die Par­la­mente fak­tisch obso­let wer­den lassen und die Län­der in einen „Bio­faschis­mus“ führen, genau wie ihn Nao­mi Wolf beschreibt (https://2020news.de/naomi-wolf-wir-haben-schritt-zehn-der-10-schritte-zum-faschismus-erreicht/). Diese neue geistig-unmoralis­che Wende steuert uns in den total­en Hygien­is­mus, in dem jegliche Teil­habe am Leben asep­tisch und kon­trol­liert ist. Lord Sump­tion, a for­mer British Supreme Court judge, has warned that ‚social con­trols‘ brought about by the coro­n­avirus pan­dem­ic may be kept in place by gov­ern­ments for as long as ten years“ (https://newspunch.com/former-supreme-court-judge-warns-people-may-be-forced-to-wear-masks-stay-home-for-years/). Ist doch nur eine kurze Zwischenzeit.


Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitung Demokratis­ch­er Wider­stand 45 vom 14. April 2021, allerd­ings ohne jede Links. Hier erscheint er zum ersten Mal mit Links und Quellen. Der Autor Hans-Jür­gen Ban­delt ist Math­e­matik­er und war Pro­fes­sor an der Uni­ver­sität Ham­burg. Jet­zt ist er im Ruhestand.