Was heißt Vergesellschaftung?

von Hanns Graaf

Die hier geäußerten Ansicht­en geben nur die Mei­n­ung des Autors und nicht unbe­d­ingt die Posi­tion der Freien Linken wieder.

Die Freie Linke ist wed­er poli­tisch noch organ­isatorisch gefes­tigt – sie befind­et sich im Auf­bau, in der Entwick­lung. Früher oder später wird sie mit der Frage kon­fron­tiert wer­den, wie eine zukün­ftige Gesellschaft ausse­hen soll. Dafür möchte ich hier einen Beitrag zur Frage der Verge­sellschaf­tung zur Diskus­sion stellen. Auf­grund der gebote­nen Kürze kann er natür­lich nur einige Aspek­te ansprechen. Eine Vielzahl von weit­eren Beiträ­gen zum The­ma find­et Ihr auf www.aufruhrgebiet.de.

All­ge­mein bedeutet Verge­sellschaf­tung, dass die Ver­fü­gung über die Pro­duk­tion­s­mit­tel (PM) und die Pro­duk­tionsver­hält­nisse (PV) der Gesellschaft bzw. sozialen Kollek­tiv­en unter­liegen und nicht min­der­heitlichen Grup­pen, egal ob Gilden oder Stän­den, Feu­dal­her­ren, Kap­i­tal­is­ten, Ren­tiers, Aktionären oder dem Staat­sap­pa­rat. Wie alle Klas­sen­ge­sellschaften beruht auch der Kap­i­tal­is­mus darauf, dass es eine herrschende Min­der­heit gibt, welche die ökonomis­che und staatliche Macht innehat und damit über die PK und die PV bes­tim­men, um sich einen über­pro­por­tionalen Anteil am gesellschaftlichen Reich­tum und an der admin­is­tra­tiv­en Macht zu sichern.

Der Kap­i­tal­is­mus hat eine Peri­ode der forcierten Entwick­lung der PK ein­geleit­et. Gewinnstreben und Konkur­renz treiben die Entwick­lung der PK voran – im Rah­men der kap­i­tal­is­tis­chen Pro­duk­tion­sweise. Das Bank- und Finanzkap­i­tal ent­stand und große Konz­erne bilde­ten sich her­aus, die das wirtschaftliche und soziale Leben der ganzen Welt bes­tim­men. Die wirtschaftlichen und sozialen Ver­flech­tun­gen wer­den immer glob­aler und kom­pliziert­er. Daher wird der Staat als „Reg­u­la­tor“ der Wider­sprüche der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft immer bedeutender.

Die Grund­lage des Kap­i­tal­is­mus ist die Aus­beu­tung von Lohnar­beit durch die Besitzer der PM. Zwar nehmen Pro­duk­tion und Dis­tri­b­u­tion im Kap­i­tal­is­mus immer stärk­er gesellschaftlichen Charak­ter an, doch die Ver­fü­gungs­ge­walt darüber bleibt trotz­dem wesentlich pri­vat. Dazu kommt, dass die Bour­geoisie sich immer weit­er vom realen Pro­duk­tion­sprozess, der immer mehr von Man­agern bes­timmt wird, ent­fer­nt und oft nur noch als „Cupon­schnei­der“ (Lenin) agiert.

Verge­sellschaf­tung?

Diese „Verge­sellschaf­tung“ im Kap­i­tal­is­mus verbleibt in den Gren­zen des Sys­tems und ver­ringert den Zugriff des Pro­le­tari­ats und der Massen auf Pro­duk­tion und Verteilung und stellt daher keine „echte“ Verge­sellschaf­tung dar. Für Marx bedeutet Verge­sellschaf­tung v.a. Über­win­dung der Ent­frem­dung, der Unterord­nung der Pro­duzentIn­nen unter eine „fremde Macht“ und die Beendi­gung der tradierten For­men von Arbeit­steilung. Marx ging es um die all­seit­ige Befreiung von jed­er Form von Unter­drück­ung, Aus­beu­tung und Ent­frem­dung; es ging ihm darum, „an die Stelle der alten bürg­er­lichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klas­sen­ge­gen­sätzen (…) eine Assozi­a­tion, worin die freie Entwick­lung eines jeden die Bedin­gung für die freie Entwick­lung aller ist“ zu set­zen. (Kom­mu­nis­tis­ches Manifest)

Die „unechte“, kap­i­tal­is­tis­che Verge­sellschaf­tung wurde von vie­len The­o­retik­ern der II. Inter­na­tionale an der Wende zum 20. Jahrhun­dert ein­seit­ig als „fortschrit­tlich“ inter­pretiert und daraus der Schluss gezo­gen, dass die Wirtschaft ver­staatlicht wer­den müsse, wobei die Funk­tionäre der Arbeit­er­be­we­gung den Staat­sap­pa­rat leit­en soll­ten. Diese Strate­gie ging damit ein­her, dass der „Weg zum Sozial­is­mus“ nur als eine Summe von Refor­men ange­se­hen und der qual­i­ta­tive, rev­o­lu­tionäre Bruch unter­schätzt oder abgelehnt wurde. Der Klassenkampf wurde nur noch als ein par­la­men­tarisch­er und gew­erkschaftlich­er ange­se­hen. Die von Marx pos­tulierte Zer­schla­gung des bürg­er­lichen Staates wurde aufgegeben und durch die Posi­tion der Über­nahme des Staat­sap­pa­rats erset­zt. Die „sozial­is­tis­che“ Wirtschaft sollte eine Staatswirtschaft sein.

Auch Lenin über­nahm diese Strate­gie insofern, als er davon sprach, dass auch Sow­jetrus­s­land eine staatskap­i­tal­is­tis­che Wirtschaft brauche, diese jedoch – und das war die Dif­ferenz zur II. Inter­na­tionale – der Regie eines pro­le­tarischen, nicht eines bürg­er­lichen Staates unter­ste­hen solle. Für Lenin war dieser „Staat“ ein Rätesys­tem, das er aber nir­gends genauer beschrieben hat. In der Prax­is mutierte er schon bald zu einem bürokratis­chen Parteis­taat. Ursachen dafür waren ein­er­seits ungün­stige objek­tive Ver­hält­nisse (Bürg­erkrieg), ander­er­seits eine ein­seit­ig etatis­tis­che Wirtschafts‑, Staats- und Gesellschaft­skonzep­tion der Bolschewi­ki, die sich u.a. in der Unter­schätzung bzw. Ablehnung von Struk­turen pro­le­tarisch­er Selb­stver­wal­tung zeigte.

Zwar trat Lenin im Unter­schied zur II. Inter­na­tionale für die Rev­o­lu­tion und für die Enteig­nung des Kap­i­tals ein, doch sein Ziel – eine Staatswirtschaft (zumin­d­est für die Über­gangsphase) – war sehr ähn­lich dem der Reformis­ten. Die Folge dieser Strate­gie war, dass die Ver­fü­gungs­ge­walt des Pro­le­tari­ats über die PM, die es 1917 mit der Rev­o­lu­tion begonnen hat­te zu übernehmen, unter­miniert und von Stal­in schließlich beseit­igt wurde. Es bildete sich eine Schicht von Bürokrat­en, die nun anstelle der enteigneten Bour­geoisie und des ent­machteten Pro­le­tari­ats als neuer Man­ag­er auf­trat und schließlich zur herrschen­den Klasse in einem staatskap­i­tal­is­tis­chen Sys­tem wurde.

Marx und Engels

Marx hat immer alle Konzep­tio­nen, die das Pro­le­tari­at „beglück­en“ woll­ten, anstatt deren Selb­st­ständigkeit und Selb­stor­gan­i­sa­tion zu fördern, kri­tisiert. Im Kom­mu­nis­tis­chen Man­i­fest heißt es dazu etwa: „Die Erfind­er dieser Sys­teme sehen zwar den Gegen­satz der Klassen wie die Wirk­samkeit der auflösenden Ele­mente in der herrschen­den Gesellschaft selb­st. Aber sie erblick­en auf der Seite des Pro­le­tari­ats keine geschichtliche Selb­st­tätigkeit, keine ihm eigen­tüm­liche poli­tis­che Bewegung.“

Zwar haben Marx und Engels keine Konzep­tion ein­er nachkap­i­tal­is­tis­chen Ökonomie erar­beit­et, doch unter­schieden sich ihre Auf­fas­sun­gen grund­sät­zlich von denen der II. Inter­na­tionale oder auch Lenins.

So schrieb Friedrich Engels: „Aber wed­er die Ver­wand­lung in Aktienge­sellschaften und Trusts noch die in Staat­seigen­tum hebt die Kap­i­taleigen­schaft der Pro­duk­tivkräfte auf. Bei den Aktienge­sellschaften und Trusts liegt dies auf der Hand. Und der mod­erne Staat ist wieder nur die Organ­i­sa­tion, welche sich die bürg­er­liche Gesellschaft gibt, um die all­ge­meinen äußeren Bedin­gun­gen der kap­i­tal­is­tis­chen Pro­duk­tion­sweise aufrechtzuer­hal­ten gegen Über­griffe sowohl der Arbeit­er wie der einzel­nen Kap­i­tal­is­ten. Der mod­erne Staat, was auch seine Form, ist eine wesentlich kap­i­tal­is­tis­che Mas­chine, Staat der Kap­i­tal­is­ten, der ideelle Gesamtkap­i­tal­ist. Je mehr Pro­duk­tivkräfte er in sein Eigen­tum übern­immt, desto mehr wird er wirk­lich­er Gesamtkap­i­tal­ist, desto mehr Staats­bürg­er beutet er aus. Die Arbeit­er bleiben Lohnar­beit­er, Pro­le­tari­er. Das Kap­i­talver­hält­nis wird nicht aufge­hoben, es wird vielmehr auf die Spitze getrieben. Aber auf der Spitze schlägt es um.

Das Staat­seigen­tum an den Pro­duk­tivkräften ist nicht Lösung des Kon­flik­ts, aber es birgt in sich das formelle Mit­tel, die Hand­habe der Lösung. Diese Lösung kann nur darin liegen, dass die gesellschaftliche Natur der mod­er­nen Pro­duk­tivkräfte tat­säch­lich anerkan­nt, dass also die Produktions‑, Aneig­nungs- und Aus­tauschweise in Ein­klang geset­zt wird mit dem gesellschaftlichen Charak­ter der Pro­duk­tion­s­mit­tel. Und dies kann nur dadurch geschehen, dass die Gesellschaft offen und ohne Umwege (sic!) Besitz ergreift von den jed­er anderen Leitung außer der ihri­gen entwach­se­nen Pro­duk­tivkräften.“ (MEW 19, S. 221/222)

Nir­gends haben Marx und Engels die Vorstel­lung geäußert, dass die nach-kap­i­tal­is­tis­che Wirtschaft eine Staatswirtschaft sein solle – schon deshalb nicht, weil sie davon aus­gin­gen, dass der Staat im Kom­mu­nis­mus „abgestor­ben“ wäre. Auch die von ihnen dur­chaus geforderte Ver­staatlichung (im Sinne von Enteig­nung des Kap­i­tals) darf nicht so ver­standen wer­den, da die Ver­staatlichung nur einen ersten Schritt, die Enteig­nung der Kap­i­tal­is­ten, darstellt. Mehrfach betonte Marx auch, dass die Pro­duzentIn­nen (die Arbei­t­erIn­nen) direk­ten Zugriff auf die PM haben sollen, ohne dass ein „sep­a­rater“, „abge­hoben­er“ Staat­sap­pa­rat dazwis­chen tritt. Staat­seigen­tum aber bedeutet notwendig, dass das Lohnar­beitsver­hält­nis (wenn auch in mod­i­fiziert­er Form) beste­hen bleibt. Auch Lenin betonte in „Staat und Rev­o­lu­tion“, dass die Arbeit­erk­lasse zu „Staat­sangestell­ten“ wer­den solle.

Engels hinge­gen meinte: „Die deutsche Arbeit­er­partei erstrebt die Abschaf­fung der Lohnar­beit und damit der Klasse­nun­ter­schiede ver­mit­telst Durch­führung der genossen­schaftlichen Pro­duk­tion in Indus­trie und Acker­bau auf nationalem Maßstab.“ (eben­da)

Schon in seinen Früh­schriften führt Marx aus, worauf Sozial­is­mus und wirk­liche Verge­sellschaf­tung beruhen: auf „Indi­viduen, die vere­int sind auf der Grund­lage der gemein­samen Aneig­nung und Kon­trolle der Pro­duk­tion­s­mit­tel“. (Grun­drisse der Kri­tik der poli­tis­chen Ökonomie)

Engels hebt für den Sozial­is­mus her­vor: „Die eigene Verge­sellschaf­tung der Men­schen, die ihnen bish­er als von Natur und Geschichte aufgezwun­gen gegenüber­stand, wird jet­zt ihre eigene freie Tat. Die objek­tiv­en, frem­den Mächte, die bish­er die Geschichte beherrscht­en, treten unter die Kon­trolle der Men­schen selb­st. Erst von da an wer­den die Men­schen ihre Geschichte mit vollem Bewusst­sein selb­st machen, erst von da an wer­den die von ihnen in Bewe­gung geset­zten gesellschaftlichen Ursachen vor­wiegend und in stets steigen­dem Maße auch die von ihnen gewoll­ten Wirkun­gen haben. Es ist der Sprung der Men­schheit aus dem Reiche der Notwendigkeit in das Reich der Frei­heit.“ (Anti-Dühring)

Eine „sozial­is­tis­che“ Staatswirtschaft hinge­gen bedeutet, dass anstelle des Kap­i­tals erneut eine  „fremde“, „aufgezwun­gene“ Macht statt der direkt demokratis­chen Organe der Pro­duzentIn­nen und Kon­sumentIn­nen entschei­det. Die Ent­frem­dung, die Ent­mach­tung bleiben beste­hen – sie haben nur die Form gewechselt.

Eng mit Vorstel­lun­gen ein­er Verge­sellschaf­tung ver­bun­den war in der II. Inter­na­tionale, im Bolschewis­mus und bei Stal­in die Idee der Über­win­dung der Mark­t­beziehun­gen und der Konkur­renz durch eine geplante Wirtschaft. Auch Marx und Engels sahen das so. Doch ver­standen sie darunter eine Pla­nung durch Organe, die von den Pro­duzentIn­nen und Kon­sumentIn­nen demokratisch bes­timmt wer­den und nicht von ein­er staatlichen Zen­trale. Zumin­d­est müsste der pro­le­tarische „Staat­sap­pa­rat“, soweit er noch nötig ist, der Kon­trolle der Basis unter­liegen. In der UdSSR wurde diese Kon­trolle ab 1918 jedoch immer weit­er eingeschränkt und schließlich bis Ende der 1920er beseitigt.

Nach Marx wäre das Ziel ein­er geplanten pro­le­tarischen Ökonomie nicht mehr die Erwirtschaf­tung von Prof­it, son­dern die Befriedi­gung der Bedürfnisse der Gesellschaft. Somit ste­he auch nicht mehr der Tauschw­ert, son­dern der Gebrauch­swert im Zen­trum. Anstatt von Geld und Preis würde der Ver­brauch von Ressourcen, v.a. die Arbeit­szeit, zum Vergleichsmaßstab.

Obwohl Trotz­ki, der mit Lenins poli­tis­ch­er Strate­gie son­st übere­in­stimmte, einen ener­gis­chen Kampf gegen den Stal­in­is­mus führte, ver­trat auch er die Ansicht, dass eine Staatswirtschaft notwendig sei. Allerd­ings wollte er diese demokratisieren, d.h. die rät­edemokratis­chen Ele­mente  stärken. Doch auch eine demokratisierte Staatswirtschaft bleibt eine Staatswirtschaft. Bis ans Lebensende weigerte sich Trotz­ki einzuse­hen, dass die UdSSR ein staatskap­i­tal­is­tis­ches Regime und die Bürokratie zu ein­er neuen herrschen­den Klasse gewor­den waren. Infolge dessen plädierte er ab den 1930ern für den Sturz der Bürokratie durch eine poli­tis­che – nicht eine soziale (!) – Revolution.

Die falsche Vorstel­lung von „Verge­sellschaf­tung“, die mit Ver­staatlichung „ver­wech­selt“ wird, prägt auch heute noch große Teile der Linken und die Arbeit­er­be­we­gung. Die Notwendigkeit und Möglichkeit der Schaf­fung von pro­le­tarisch­er Selb­stver­wal­tung in vie­len Bere­ichen der Gesellschaft wird unter­schätzt oder abgelehnt. Stattdessen wird nur nach dem Staat gerufen, wenn es darum geht, soziale, wirtschaftliche, ökol­o­gis­che u.a. Prob­leme zu lösen. Besten­falls wird eine „Ver­staatlichung unter Arbeit­erkon­trolle“ gefordert. Diese Ori­en­tierung ver­stärkt aber nicht nur die Illu­sio­nen in den (bürg­er­lichen) Staat, sie unter­miniert auch das Klassen­be­wusst­sein und die Ver­suche des Pro­le­tari­ats, sich ohne und gegen Staat und Kap­i­tal zu organisieren.Viele Marx­istIn­nen behaupten absur­der­weise sog­ar, dass Marx und Engels Genossen­schaften abgelehnt hät­ten. In der Pro­gram­matik der meis­ten linken Grup­pen tauchen Genossen­schaften nicht ein­mal als Begriff auf. Selb­st auf die eige­nen Erfolge, z.B. die Kinder­laden-Bewe­gung, wird nicht Bezug genommen.

So kann der Kom­mu­nis­mus als frei­heitlich-human­is­tis­che Alter­na­tive zum Kap­i­tal­is­mus, die prak­tisch in Angriff genom­men wer­den muss, nicht dargestellt wer­den. Die Schaf­fung von genossen­schaftlich-selb­stver­wal­teten sozialen und wirtschaftlichen Struk­turen schon im Rah­men des Kap­i­tal­is­mus und deren rät­edemokratis­che Ver­net­zung ist ein wichtiger Bere­ich, in dem das Pro­le­tari­at in Ansätzen gesellschaftlich­es und wirtschaftlich­es „Man­age­ment“ erler­nen kann und wo sich – wenn auch nur in Keim­form – eine andere koop­er­a­tive, sol­i­darische Gesellschaftlichkeit entwick­eln kann.

Unter dem Ein­fluss des Reformis­mus wur­den Genossen­schaften meist nur als ökonomis­che Selb­sthil­fe-Unternehmen ange­se­hen. Sie kön­nen und müssen aber zugle­ich – und vor allem –Struk­turen sein, wo sich ten­den­ziell anti-kap­i­tal­is­tis­che Poten­tiale bilden, die mit dem Klassenkampf des Pro­le­tari­ats, der Arbeit­er­be­we­gung und dem Ziel der Rev­o­lu­tion ver­bun­den sind. Wer den Frontab­schnitt der „sozialen Selb­stor­gan­i­sa­tion“ nicht beset­zt, wird den Klassenkrieg nicht gewin­nen können.

7 Kommentare

  1. Valentina Zweifel

    Dieser Marx muss ein echter Spätzün­der gewe­sen sein, wenn er mit 40 Jahren noch an seinen Früh­schriften werkelte. Warum ein­er viele Jahre seines Lebens mit der Kri­tik der poli­tis­chen Ökonomie zubringt, let­ztlich nur mit dem „Ziel ein­er geplanten pro­le­tarischen Ökonomie”, das seinen logis­chen Anfang und Ende in ein­er selb­staus­beu­ter­ischen, genossen­schaftlichen, staatsab­hängi­gen Kinder­laden-Bewe­gung hat­te und fand, hat dieser Marx nicht irgend­wo mal erk­lärt? Von Pro­ll zu Autor: Schieb dir dein Erler­nen von gesellschaftlichem und wirtschaftlichem „Man­age­ment” in den Arsch! Wenn´s doch dazu kommt, dass die Men­schen wieder Gebrauch­swerte statt Müll her­stellen wollen, wer­den wir das Kind schon schaukeln – dafür brauchen wir Klugscheißer, wie dich, nicht. Und noch was: Du zitierst doch Engels sel­ber, der schreibt: „Die deutsche Arbeit­er­partei erstrebt die Abschaf­fung der Lohnar­beit und damit der Klasse­nun­ter­schiede ver­mit­telst Durch­führung der genossen­schaftlichen Pro­duk­tion in Indus­trie und Acker­bau auf nationalem Maßstab.” Keine Ahnung, welchen Maßstab du, Autor, dir so vorstellst für deine Natio­nen, in denen genossen­schaftlich pro­duziert und gear­beit­et wird. Mir schwant, es wird ein Flick­en­tep­pich – da sind die ger­ade aktuellen Coro­na-Land­karten ein Scheiß­dreck gegen. Und noch was: Wenn du Prob­leme mit dem gener­ischen Maskulinum hast, dann ver­wende, was immer du für richtig hältst, aber mache deine Prob­leme nicht zu denen von Marx. Zeige mir eine Stelle bei Marx, wo er von Arbei­t­erIn­nen spricht. Und sei bitte so kon­se­quent und sprich dann auch von KapitalistInnen.

  2. hanns graaf

    Schade, dass Du nicht ein­fach etwas Sach­lich­es zur Sache sagst. MfG HG

    • Valentina Zweifel

      Wer mit Polemik nichts anz­u­fan­gen weiß, sollte mit Marx erst gar nicht ver­suchen zu argu­men­tieren. Vor 150 Jahren, im Mai 1871, ersoff die pro­le­tarische Antwort auf die Frage der Verge­sellschaf­tung der Pro­duk­tion­s­mit­tel im Blut der Pro­le­tari­er. Die sind beim heuti­gen Stand der Entwick­lung der Pro­duk­tivkräfte über­flüs­sig, was und wie pro­duziert wird, inter­essiert schon lange keinen mehr. Pohrt schrieb in sein­er Vorbe­merkung zur Neuaus­gabe sein­er ‚The­o­rie des Gebrauch­swerts – Über die Vergänglichkeit der his­torischen Voraus­set­zun­gen, unter denen allein das Kap­i­tal Gebrauch­swert set­zt’: „Zum einen ist beispiel­sweise im Wort von der ‚Weg­w­er­fge­sellschaft’ mehr als nur der Gebrauch von Ein­wegflaschen gefaßt. Es kennze­ich­net das Ver­hält­nis der Men­schen zu ein­er Welt, an der sie nicht mehr hän­gen, weil diese Welt, ob nun, rein tech­nisch betra­chtet, Müll oder nicht, für sie unbrauch­bar gewor­den ist – nicht unbe­d­ingt als Kon­sum­tion­s­mit­tel schon, aber, was min­destens so wichtig ist, als ‚Domäne ihres Wil­lens’ (Marx).”
      Die Frage nach der Verge­sellschaf­tung stellte sich erst wieder, wenn die Pro­duk­tion des ganzen Plun­ders, mit dem sich die Men­schen zumüllen lassen, gestoppt wurde. Es wäre also zu disku­tieren, ob Marx­ens Kri­tik der Maschi­nen­stürmerei nicht ihre Berech­ti­gung nur für eine bes­timmte Zeit hat­te und heute schon deshalb nicht mehr gilt, weil wir vielle­icht Zeu­gen des dialek­tis­chen Umschlags der Entwick­lung der Pro­duk­tivkräfte in reine Destruk­tivkräfte sind.

  3. hanns graaf

    „Die sind beim heuti­gen Stand der Entwick­lung der Pro­duk­tivkräfte über­flüs­sig, was und wie pro­duziert wird, inter­essiert schon lange keinen mehr.”

    Angesichts dessen, dass das Gros der Men­schheit unter Man­gel an fast allem lei­det, was das Leben aus­macht, ist Deine Posi­tion zynisch. Marx hat sich immer für die Weit­er­en­twick­lung der Pro­duk­tivkräfte aus­ge­sprochen, daher auch seine Vorstel­lung des Kom­mu­nis­mus als Über­flussge­sellschaft. Das ist auch heute richtig. Erst die ganze „Öko”-Ideologie des Club of Rome u.a. bürg­er­lich­er Kräfte, der sich fast die gesamte Linke angeschlossen hat, hat die reak­tionäre Schnap­sidee des „Fortschritts” durch Verzicht salon­fähig gemacht. Ziel muss aber nicht keine Pro­duk­tion sein, son­dern eine andere Pro­duk­tion­sweise. Das bedeutet Verge­sellschaf­tung. Ver­staatlichung ist keine wirk­liche Verge­sellschaf­tung. Wenn Du glaub­st, Vergenossen­schaftlichung bedeutet Selb­staus­beu­tung, dann irrst Du. Natür­lich müssen Genossen­schaften aber in eine gesamt­ge­sellschaftliche Pla­nung einge­bun­den sein. Das ste­ht im Text auch drin.

    • Valentina Zweifel

      Dann irre ich – wen interessierts?

      • Valentina Zweifel

        Die Irren wer­fen dem Irren das Irren vor. Die Irren erheben diesen Vor­wurf, um sich ihr Irren durch und über die Welt nicht eingeste­hen zu müssen. Tat­säch­lich irren sie nie, weil sie nicht irren, dass das Irren zum Irren gehört. Es mag sein, dass nur der Irre imstande ist, den Irrsinn dieser Welt (also die Wirk­lichkeit) zu erken­nen. Was fol­gte daraus, wäre es tat­säch­lich so? Die Irren wer­fen dem Irren das Irren vor.

        • hanns graaf

          Na, das ist Mal ein inhaltlich­er Beitrag!!! Grat­u­la­tion!!! Das bringt die Men­schheit weiter!

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