Rosa-Luxemburg-Stiftung: #lassreden oder Hassreden?

von Jan Müller

Das Medi­um Com­put­er­spiel wird in let­zter Zeit immer häu­figer dazu genutzt, um ver­schiedene Men­schen­grup­pen gegeneinan­der aufzuhet­zen. So veröf­fentlichte die ARD im Herb­st 2020 das Com­put­er­spiel „Coro­na World“, wo eine Kranken­schwest­er auf ihrem Weg nach Hause Prep­per, Jog­ger, igno­rante Par­type­o­ple und „hochin­fek­tiöse kleine Kinder“ plattmachen, also töten muss, damit sie nicht vom Coro­na-Virus angesteckt wird.

Die ARD behauptete, das sei alles Satire. Man kann es aber genau­so gut als Killer­spiel sehen, das auch auf Kinder los­ge­lassen wird.

Im April 2021 hat sich auch die zur Linkspartei gehörende Rosa-Lux­em­burg-Stiftung im Medi­um Com­put­er­spiel ver­sucht. Im Spiel #lassre­den wer­den All­t­agssi­t­u­a­tio­nen nachgestellt. Die Heldin­nen und Helden sollen rechte „Ver­schwörungserzäh­lun­gen“ im Zusam­men­hang mit der Coro­n­a­pan­demie kontern.

Aber bere­its die Vorstel­lung des Spiels hat es in sich: „Die Idee, hin­ter der Pan­demie stecke ein großer Plan und die Seuche würde von inter­essierten Kreisen genutzt, um die eigene Bevölkerung zu entrecht­en und zu unter­drück­en, passt sehr gut zu den Wah­nideen ein­er neon­azis­tis­chen Recht­en […]. In diesem Zusam­men­hang tauchen auch immer mas­siv­er alte und alt bekan­nte juden­feindliche Bilder auf und der Anti­semitismus ste­ht in absur­der Weise neben der Beru­fung auf den anti­nazis­tis­chen und jüdis­chen Wider­stand gegen das NS-Regime und seine Vernichtungspolitik.“

Das Kap­i­tal in Gestalt des World Eco­nom­ic Forum ruft ganz offen den Great Reset aus, mit ver­schärfter Aus­beu­tung, Abschaf­fung des Pri­vateigen­tums an Kon­sumgütern, der Indus­trie 4.0, Kün­stlich­er Intel­li­genz und dem Inter­net der Dinge, das sich zur Totalüberwachung eignet. Für die Linkspartei ist dies alles nur eine rechte Ver­schwörungs­the­o­rie von Nazis beziehungsweise gle­ich Anti­semitismus. Die Beru­fung ein­er (!) jun­gen und uner­fahre­nen Demon­stran­tin auf Sophie Scholl wird genutzt, um die ganze Maß­nah­menkri­tis­che Bewe­gung als nazis­tisch und anti­semi­tisch zu schmähen.

Von den fünf Spiel­si­t­u­a­tio­nen beziehen sich nur 2 auf die Coro­n­aprob­lematik. Drei weit­ere ste­hen im Zusam­men­hang mit Aus­län­der­feindlichkeit und anderen rechte Themen.

Im ersten Spiel zwis­chen Miri­am und Rosa geht es um die von Poli­tik­ern und Medi­en disku­tierte Zwangsimp­fung gegen das Coro­n­avirus. Die „richtige“ Antwort auf Kri­tik an dieser möglichen Zwangsimp­fung lautet wie fol­gt: „Dieser Impf­stoff wurde getestet und deswe­gen zuge­lassen. Es ging in diesem Fall so schnell, da in sehr kurz­er Zeit sehr viele Dat­en gesam­melt wur­den und alles was nor­maler­weise wegen Bürokratie länger dauert, vere­in­facht und verkürzt wurde. Das heißt nicht, dass es weniger sich­er ist, son­dern dass es als wichtige Angele­gen­heit schneller gelöst wurde. Ich bin sehr froh, dass es jet­zt einen Impf­stoff gibt. Es gibt da dieses Video, das die Impf­stof­fen­twick­lung supergut erk­lärt, kennst du das?“

Hier ver­bre­it­et die Stiftung defin­i­tiv „Fake News“. Wichtige Langzeit­beobach­tun­gen von möglichen Impf­schä­den kon­nten in der kurzen Zeit der Impf­stof­fen­twick­lung von weniger als einem Jahr gar nicht durchge­führt wer­den. Dem­nach kön­nen solche Langzeitschä­den auch nicht aus­geschlossen wer­den. Die Linkspartei unter­schlägt zudem völ­lig die zahlre­ichen Berichte über aktuelle aufge­tretene Impf­schä­den, während die Wirk­samkeit der bis jet­zt zuge­lasse­nen Impf­stoffe unzure­ichend belegt ist.

Im let­zten Spiel wird eine wenig plau­si­ble Onlinekon­ver­sa­tion zwis­chen den bei­den Userin­nen „Col­lie-Herz-83“ und „Nicht-die-Mama-76“ nachgestellt.

Col­lie-Herz-83: „Hey, rein aus Inter­esse. War jemand von euch in Quar­an­täne? Was mache ich, wenn ich nie­man­den habe, der mit meinem Hund Gas­si gehen kann?“

Nicht-die-Mama-76: „Was ist dein Prob­lem, geh halt ein­fach raus?! Oder lässt du dir das von den Dik­ta­toren unser­er Lügen-Regierung ver­bi­eten? Wie wär‘s mal mit Gehirn ein­schal­ten? Mami sagt, wir haben Hausar­rest und dann lässt du deinen Hund krepieren oder was?“

Die richtige Hand­lung: „Möglicher­weise meldet Col­lie-Herz-83 den Kom­men­tar bei der Plat­tform, weil Col­lie-Herz-83 sich und andere User*innen vor zukün­fti­gen Aus­sagen dieser Art schützen möchte.“

Kaum jemand hat den offiziell ange­ord­neten Hausar­rest bis jet­zt aktiv in Frage gestellt, obwohl es rechtliche Zweifel daran gibt, dass eine Behörde frei­heit­sentziehende Maß­nah­men anord­nen kann. Das ste­ht nor­maler­weise nur Gericht­en zu. Die über­trieben dargestellte Onlinekon­ver­sa­tion dient offen­bar nur dazu, die gewün­schte Denun­zi­a­tion von kri­tis­chen Stim­men hof­fähig zu machen. Soweit die Vorstel­lung der Rosa-Lux­em­burg-Stiftung von Mei­n­ungs­frei­heit. Diese gilt wohl nur für die eigene Meinung.

Die Zahlen der bei­den fik­tiv­en Userin­nen beziehen sich offen­bar auf das jew­eilige Geburt­s­jahr. Hier­mit wer­den sub­til die jün­geren gegen die älteren aufge­het­zt. Dies ist eine Strate­gie, die ja auch bei der Kli­madiskus­sion aus­giebig angewen­det wurde.

Die Linkspartei ist zu ein­er neolib­eralen, ökolib­ertären Hip­ster­partei gewor­den. Von den Sor­gen und Nöten der ein­fachen Men­schen in der „Pan­demie“ hat sie sich weit ent­fer­nt. Schulschließun­gen, Kul­turver­fall, Vere­len­dung des Mit­tel­standes und der Arbeit­er wer­den im Com­put­er­spiel nicht the­ma­tisiert. Stattdessen soll jede Kri­tik am Coro­na-Nar­ra­tiv und dem Great Reset unter­drückt werden.


Quellen:

https://deutsch.rt.com/meinung/105731-computerspiel-soll-kindern-und-jugendlichen-richtige-einstellung-beibringen-corona/

https://www.rosalux.de/news/id/44130/lassreden

3 Kommentare

  1. Stefan

    Hal­lo,
    schön­er Text! Ich habe das ‚Spielchen’ auch gemacht und mit entsprechen­dem Fram­ing gerech­net. Ich wollte nur noch auf eine Kleinigkeit hin­weisen. Sie erwäh­nen die Demon­stran­tin, die sich wie Sophie Scholl fühlte. Nach reich­lich­er Lebenser­fahrung und einem Erken­nt­nis­prozess, den ich selb­st erst von anderen gezeigt bekom­men habe, kann man Gefüh­le eines Men­schen nicht als falsch dahin­stellen. Das möchte ich Ihnen auch nicht unter­stellen. Ich finde aber, dass man sich als kri­tis­che Linke hin­ter dieser Demon­stran­tin stellen sollte und nach­fra­gen und nach­spüren sollte, warum sie so empfind­et. Ich bin mir sich­er, die Trig­ger­punk­te für ihr Empfind­en wür­den wir mehrheitlich auch sehen. Die Gefüh­le, die dann beim jew­eili­gen Sub­jekt entste­hen, sind dann eben im höch­sten Maße indi­vidu­ell, somit zwangsläu­fig ver­schieden und soll­ten akzep­tiert wer­den. Dieses heuch­lerische Geheule der MSM würde dann auch ins Leere laufen.

    • A. Franke

      Der Witz bei dieser jun­gen Frau ist ja auch noch, dass sie eigentlich schneller wach wurde hin­sichtlich total­itär­er Ten­den­zen und Schritte in ein faschis­tis­ches Sys­tem, das naturgemäß nicht mehr so ausse­hen wird wie die NS-Zeit. Sophie Scholl war sog­ar überzeugte Nation­al­sozial­istin, bevor sie begriff, was vorg­ing und aktiv Wider­stand leis­tete. Die Schritte in das Massen­mord-Regime vorher hat­te sie offen­bar geflissentlich übersehen.

      • A. Franke

        Ergänzung: Aus eben diesem Grund hieß es ja auch immer „Wehret den ANFÄNGEN”
        Anfänge sehen eben meist nicht so schlimm aus, wie vol­len­de­ter Faschis­mus, und wenn sie dann vor allem Missliebige und zu solchen Erk­lärten tre­f­fen, schaut man halt gern mal weg .

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